Wie ein Frosch im Plüsch verschwindet

Ich gucke an mir herunter und sehe, dass im Plüsch an meinem linken Knie etwas Kakao klebt. Der Kakao hat fast die gleich Farbe wie mein Plüsch, denke ich. Verlegen versuche ich den Fleck mit meiner Pfote wegzuwischen. Niemand sagt etwas. Nach einiger Zeit räuspert sich Toni. Sein Räuspern lässt mich meinen Fleck im Plüsch vergessen und aufblicken. Erst jetzt bemerke ich, dass alle mich anschauen.

„Habt ihr beide nicht etwas vergessen?“ fragt mich Toni und wippt dabei ungeduldig mit seinem Fuß auf und ab. Da ich immer noch nichts sage, schaut er nun Bruno an und hebt eine Augenbraue. Bruno versteht allerdings sofort und stuppst seinen Ellbogen in meine Seite. Anschließend richtet er sich auf und wendet sich an Ferdinand. „Es tut uns beiden sehr leid. Wir wollten uns nicht über dich lustig machen.“, sagt er und schaut dabei verlegen auf den Boden. Meine Sprache habe ich immer noch nicht wiedergefunden. Dafür erhalte ich von Bruno einen weiteren Stupser mit dem Ellbogen in meine Seite. Immerhin schaffe ich es nun wenigstens zu nicken.

Ferdinand schaut uns beide an und wirft dann einen kurzen Blick zu Toni herüber. Dann seufzt er einmal kurz und stürmt auf uns beide zu, um uns zu umarmen. „Ich kann euch doch sowieso nicht lange böse sein. Außerdem hätte ich an eurer Stelle vermutlich genauso reagiert. Ich muss schon ein sehr lustiges Bild abgegeben haben.“ sagt er lachend. „Na, ihr seid schon drei“, sagt Toni und verkneift sich dabei sein Schmunzeln.

„Hast du denn jetzt alles zusammengetragen?“, fragt Toni Ferdinand, als er sich aus unserer Umarmung gelöst hat. „Jawohl, dass habe ich“, antwortet er, „ich muss nur noch alles schrumpfen, sonst können wir nicht alles mitnehmen.“ Toni nickt. Ferdinand kramt in seiner Hosentasche. „Ah, ja. Da ist es ja.“ sagt er dann und hält einen kleinen Lederbeutel in der Hand. Er zieht an der Kordel und greift vorsichtig in die Öffnung.

Alle sind ganz ruhig und schauen mit offenen Mündern, was Ferdinand als nächstes tut. Er verstreut ein wenig Pulver mit seiner kleinen Hand auf den großen Stapel und sagt dabei: „Flix, Flax, Flux, Klein“. Alle halten die Luft an und schauen gespannt auf Ferdinand’s Reisegepäck. Sobald Ferdinand einen Schritt zurückgetreten ist, fängt der ganze Stapel an zu glitzern. Dann, erst ganz unscheinbar, wird der Stapel immer kleiner. Es dauert gar nicht lang und der riesige Stapel passt bequem in die Reisetasche, die noch neben Ferdiand’s Fuß steht.

„So, wollen wir dann?“ fragt Ferdinand, als der das Stäpelchen in seiner Reisetasche verstaut hat. Toni muss diese Schrumpfung schon einmal gesehen haben oder hat einfach schnell genug seine Fassung wiedergefunden. „Sobald die anderen Herrschaften auch soweit sind“, antwortet er und schaut dabei zu Bruno, Tonia und mir herüber. Nun ist es an mir meine Ellbogen auszufahren und Bruno und Tonia leicht in ihre Seiten zu stupsen. „Von mir aus kann es losgehen“, antworte ich.

Bruno wird mit Tonia, und Ferdinand und ich dürfen mit Toni reisen. Bevor ich aufsteigen kann, zupft jedoch etwas ganz leicht an meinem Plüsch. „Duuuu, Stofflöwe?“ flüstert Ferdinand mich ganz leise an. „Ja, was ist denn Ferdinand?“ frage ich ganz leise zurück. „Ich habe nun doch ein bisschen Flugangst. Darf ich mich vielleicht an dich kuscheln?“ fragt er nun etwas verlegen. „Na klar. Kein Problem“ sage ich.

Als wir also aufgestiegen sind, kuschelt sich Ferdinand in meinen Plüsch. Was ich vorher allerdings nicht bedacht hatte: aus dem Kuscheln wird bei Flugangst offensichtlich ein Klammern. Ferdinand klammert sich nun also fest, dass er fasst vollständig in meinem Plüsch verschwindet. Als es nun also losgehen soll und Toni noch einmal alles prüft, kommt es also unweigerlich zu einer Frage: Wo ist Ferdinand?

Schnell hebe ich meine Pfote und tippe mit dem Zeigefinger auf meine Lippen. Anschließend neige ich meinen Kopf leicht und puste ganz vorsichtig auf meinen Plüsch am Bauch, wo ich Ferdinand vermute. Toni schaut mich an und nickt. Im Augenwinkel sehe ich aber auch, wie Bruno seine Tatze vor den Mund und Tonia ihren Flügel vor den Schnabel nehmen, um nicht laut zu lachen.

Wie Toni es macht, weis ich nicht. Aber in seiner gewohnt ruhigen und bestimmten Art sagt er dann: „Ok, es sind alle da, wir können starten“ und gibt damit das Signal zum Aufbruch.

Fortsetzung folgt …