Bernd und die rosa Schwimmhose

„Na, wir ziehen gleich los“ sagt Rosi und nimmt sich einen Honigtopf zur Wegzehrung mit. Wir lassen Rosi’s Bau hinter uns und schlagen den Weg Richtung Wald ein. Die Bäume werden dichter und der Pfad endet im Waldboden. Nach einer kleinen Weile verdichtet sich das Unterholz. Rosi gibt mir ein Zeichen kurz zu warten. Sie richtet ihre Nase Richtung Himmel und schnüffelt. „Man kann ja nicht vorsichtig genug sein“, meint sie zu mir und kneift verschmitzt ihr linkes Auge zu. Ich nicke nur kurz. Allerdings fühle ich langsam die Angst in mir hochsteigen.

Um weiter darüber nachzudenken bleibt mir allerdings keine Zeit. Rosi bahnt sich frohen Mutes den Weg durch das Unterholz. Ich schleiche so leise, wie es mir nur möglich ist, hinter ihr her. Als wir aus dem Dickicht heraustreten kann ich meinen Augen kaum trauen. Vor mir liegt eine lichtdurchflutete Lichtung mit herrlich duftender Blumenwiese. Auf der rechten Seite geht die Wiese in einen kleinen See über, der von einem Wasserfall gespeist wird. Ein paar Rehe grasen auf der Lichtung und drei Hasenjungen tollen unter den Augen ihrer Mutter durch die Blumen. Ein paar Enten und Schwäne unternehmen mit ihrem Nachwuchs die ersten Schwimmstunden auf dem See. Alles wirkt so friedlich.

„So, da sind wir“, meint Rosi und mustert mich. „Ich glaube, die Dusche ist jetzt noch notwendiger als eben.“. Sie muss sich das Lachen verkneifen, als sie mich fertig begutachtet hat. Nun schaue auch mir herunter und erschrecke mich vor mir selbst. Nicht nur, dass mein Plüsch vom Honig ganz verklebt ist. Nein, da wir auch durch das Unterholz geschlichen sind, kleben an mir nun allerlei andere Dinge, die sich im verklebten Plüsch verfangen haben. Auf den ersten Blick sehen ich Kletten, trockene Blätter und Moos scheine ich ebenfalls schon angesetzt zu haben. Ich seufze leicht auf und bewege mich Richtung des kleinen Sees.

Kurz bevor ich das Wasser erreiche, höre ich hinter einem kleinen Gebüsch etwas jämmerlich weinen. „Uuuuuuhhhhhh“ schluchzt es mir entgegen. Ich schaue mich nach Rosi um, kann sie allerdings nicht finden. Zwischenzeitlich hat sie sich schon im hohen Gras abgeduckt und ist hinter das Gebüsch geschlichen. Bevor ich in Panik verfallen kann, kommt sie auch schon stolz hinter dem Gebüsch hervor. Im Maul trägt Rosi ein weiß-graues Fellknäuel mit grell leuchtender Hose an. „Uuuuuuuuuh“ schluchzt es auch weiter aus dem Fellknäuel heraus, als Rosi es vor mir ins Gras absetzt. „Was hast du denn und was bist du?“, frage ich ganz unwillkürlich los ohne an weiter nachzudenken. „Ich, ich bin Bernd, ein Schwan-Küken und habe heute meine erste Schwimmstunde. Aber ich kann doch nicht in dieser grell rosafarbenen Hose ins Wasser gehen“, stammelt das Fellknäuel uns beiden entgegen.

Rosi und ich schauen uns an und schmunzeln. Ich trete mit prüfendem Blick näher an Bernd heran. „Hallo Bernd“, entgegne ich dem verheulten Fellknäuel. „Das ist Rosi und ich bin Stofflöwe. Wir wollen hier auch baden“ und deute auf meinen stark verklebten Plüsch. Bernd schaut uns mit großen Augen an. Bevor er etwas erwidern kann, prüfe ich bereits den Saum seiner Badehose. „Du weißt aber schon, dass du eine Wende-Badehose trägst und auf der anderen Seite ein herrliches blau zum Vorschein kommt?“. Bernd wird leicht rot und verschwindet hinter dem Gebüsch. Nach kurzer Zeit kommt er freudestrahlend wieder hervor. Er hatte die Hose gewendet und war nun sichtlich froh. Bernd fällt mir vor Dankbarkeit um den Hals. Als er sich unter Anstrengung von mir gelöst hatte meinte er „ich glaube es wird wirklich Zeit, dass du ins Wasser kommst“. An meinem Plüsch hingen nun auch ein paar Flaumfedern von Bernd.

Fortsetzung folgt …