Das Waschmaschinendiplom

Emma hüpft freudig mit mir im Arm voran in das gemütliche Esszimmer. Ihre Mutter biegt in die Küche ab, während Hilde sich an den großen Esstisch setzt. Emma’s Mutter kommt aus der Küche und stellt Gläser und einen großen Krug Milch auf den Tisch. Emma hüpft weitere Schleifen um den Tisch herum und hält mich ab und an die Luft, um mich anzusehen. Dann drückt sie mich wieder ganz fest an sich.

„Ah, wir haben Besuch.“ stellt Emma’s Vater fest, als er aus dem Garten ins Esszimmer tritt. „Ja, Papa.“ sagt Emma und hopst ihm entgegen „schau mal: Oma Hilde hat mir meinen Stofflöwen zurück gebracht.“ Damit ihr Papa mich besser sehen kann, hält Emma mich mit ihren kleinen Armen so hoch sie kann. „Na zeig mal. Ist es auch wirklich DEIN Stofflöwe, Emma?“ witzelt ihr Papa. Als er mich anschaut, stellt er fest, dass die Reise so ihren Spuren an mir hinterlassen hat.

„Kannst du, während wir den Kuchen essen, noch einmal auf deinen Stofflöwen verzichten?“ fragt ihr Papa. „Ich denke, es ist besser, wenn dein Stofftier baden geht, bevor es heute Abend mit in deinem Bettchen schläft.“ Emma denkt ganz kurz nach und gibt mich dann ihrem Papa. Bisher hat Emma’s Mutter mich ab und an mit der Hand im Waschbecken gewaschen. Das war immer recht angenehm und ich empfand es wie baden. Ihr Papa jedoch geht mit Emma und mir in die Waschküche und steckt mich in diese Maschine.

In der Stofftierschule hatte ich davon gehört, dass es uns passieren kann, dass wir in eine Maschine gesteckt werden. Diese füllt sich dann teilweise mit Wasser und Waschmittel. Nach ein paar (vielen) Drehungen hält sie dann an und wir sind wieder sauber. Da es sehr wahrscheinlich ist, dass uns dies passieren wird, mussten wir ein Waschmaschinendiplom bestehen. Wir lernten dabei ein paar Verhaltensweisen, damit wir gesund und munter wieder aus der Maschine steigen können. Denn so ganz ungefährlich ist die Maschine leider nicht.

Ich rolle mich ganz fest zusammen, so wie ich es für das Waschmaschinendiplom gelernt habe. Am Anfang sehe ich noch, wie Emma durch das große Glas schaut. Dann geht sie mit ihrem Papa Kuchen essen. Die Bewegungen der Maschine sind recht monoton, also fange ich an vor mich hinzudösen. So merke ich auch gar nicht, wie die Zeit vergeht. Erst als die Maschine das Wasser abpumpt und die Drehungen fahrt aufnehmen, reist es mich aus meinen Gedanken. Das muss der Schleudergang sein, von dem beim Waschmaschinendiplom gesprochen worden ist.

Just als die Maschine anhält, sehe ich Emma’s Gesicht wieder durch das große Glas blicken. Ihr Papa öffnet die Tür und holt mich heraus. Als er mich begutachtet sagt er: „Ja, jetzt sieht dein Stofflöwe wieder fast wie neu aus. Zum Trocknen hängen wir dein Stofftiere am besten in den Garten auf die Leine. Dann ist es ratz fatz trocken.“ Nun bekam ich allerdings ein bisschen Angst. Hoffentlich benutzt er keine Wäscheklammern. Aus meiner Prüfung zum Waschmaschinendiplom kann ich mich noch erinnern, dass die Wäscheklammern doch sehr weh taten an den Ohren.

Emma hopst neben ihrem Papa her, bis in den Garten. Ihr Papa hält mich auf Ohrenhöhe an die Wäscheleine und greift zu einer Wäscheklammer. „NEIN!“ ruft Emma da. „Keine Wäscheklammern benutzen. Das tut meinem Stofflöwen doch weh.“ An dieser Stelle könnte ich Emma um den Hals fallen und sie drücken. Als hätte sie meine Gedanken lesen können. Ihr Papa zuckt zurück. „OK, dann hängen wir es ohne Klammern über die Leine. So viel Wind geht heute ja nicht. Da wird es schon nicht herunterfallen.“ Nachdem er mich mit den Vorderbeinen über die Leine gehängt hat, hält er Emma seine Hand hin. „Kommst du mit? Oma Hilde will uns doch noch erzählen, wie sie deinen Stofflöwen wieder gefunden hat“. Emma nickt und nimmt seine Hand und beide gehen ins Haus zurück.

Fortsetzung folgt …