Der Morgen nach der Feier

An diesem Morgen dauert es etwas länger, bis sich auch der letzte Langschläfer aus dem Bett gepellt hat. Klick macht es und Ferdinand kommentiert das Foto mit: „So richtig wach siehst du aber noch nicht aus, Rosi.“ „Doch, doch. Es geht schon. Ich muss nur kurz meine Katzenwäsche erledigen und einen Honigkuchen verdrücken, dann bin ich ganz bei euch.“ „Freust du dich schon darauf, deinen Bau wiederzusehen? Er wird unser letzter Zwischenstopp sein.“ fragt Hilde.

Jetzt ging es doch schneller mit dem Wach werden bei Rosi. „Ähm, waaaas? Zwischenstopp bei mir? Aber bei mir ist doch gar nicht aufgeräumt und ich habe ja seit Wochen nicht putzen können. Das kann ich euch nicht zumuten.“ entgegnet Rosi und ihre Augen waren ganz groß. „Ach, mach dir darum keine Sorgen. Darum haben sich schon die Heinzel-Möhren gekümmert. Es wird alles vorbereitet sein, wenn wir ankommen.“ beruhigt sie Uff. Ich kann förmlich sehen, wie Rosi eine riesige Felswand vom Herzen fällt. „Oh fein, na dann freue ich mich sehr. Mein Bau, ist euer Bau.“ antwortet sie hörbar erleichtert.

Zusammen mit Rosi gehe ich an den See. „Du bist so bedrückt. Was ist mit dir? Freust du dich denn gar nicht?“ meint Rosi zu mir, während sie ihre Katzenwäsche vornimmt. Ich schaue ihr ganz verträumt dabei zu. Wie schnell ihr alles von der Hand geht, stelle ich verwundert fest. „Doch schon.“ antworte ich „ich habe allerdings auch ein wenig Angst, dass Emma mich schon ersetzt hat und gar nicht mehr an mich denkt. Sie vermisst mich bestimmt gar nicht.“ „Nein, das glaube ich nicht.“ antwortet Rosi beruhigend „Alles was du mir über Emma erzählt hast, war so liebevoll und hörte sich so an, als ob ihr beide schon wie Zwillinge wärt. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass sie dich vergessen hat.“

In diesem Moment erreicht uns Toni. „Glaube mir. Emma vermisst dich ebenso, wie du sie. Sie sucht immer noch jeden Tag nach dir. Auf dem Weg zum Kindergarten hin und auf dem Rückweg. Auch Tom hilft ihr, wo er kann.“ sagt er ganz unaufgeregt. „Wo…, woher weißt du das? Und warum erzählst du mir das erst jetzt?“ frage ich ihn leicht wütend. „Ich habe so meine Quellen.“ antwortet Toni geheimnisvoll „Ich bin schließlich dafür verantwortlich, dass Hilde stets aktuelle Informationen vorliegen.“ „Und warum erzählst du mir das erst jetzt?“ ich kann mich immer noch nicht beruhigen und meine Mähne fängt an zu zittern vor Anspannung. „Nun beruhige dich.“ schnurrt Toni. „Wir haben beschlossen dir nichts davon zu erzählen, damit du dir keine Sorgen um Emma machst.“

Ich verdrehe die Augen. „Ihr wusstet also alle Bescheid?“ frage ich und fühle mich betrogen. „Nein, nicht alle.“ versucht Toni die Situation zu retten. „Bitte sei uns nicht böse.“ fleht Rosi. „Du warst die ganzen Tage schon so traurig vor Heimweh, da wollten wir dir nicht noch mehr Sorgen bereiten. Und wir sind doch schon auf dem Weg zu Emma.“ führt sie aus. „Toni hat es dir heute nur gesagt, weil du seit gestern Abend noch trauriger bist als sonst.“ Ich brauche eine kleine Weile, bis ich das alles verdaut habe. „Wollen wir zu den anderen gehen und etwas heiße Milch mit Honig und Honigkuchen essen?“ frage ich anschließend versöhnlich. Sofort fangen Rosi’s Augen an zu leuchten. Sie fällt mir um den Hals und fragt „Du bist uns also nicht böse?“ „Nein“ antworte ich kurz und mit einem Lächeln sage ich: „Lass uns gehen. Ich kann den Honigkuchen schon riechen.“

Fortsetzung folgt …