Der Nikolaus ist da

Emma hatte sich so fest vorgenommen, in diesem Jahr so lange wach zu bleiben, bis sie den Nikolaus sieht. Aber kurz nachdem sie ins Bett gegangen war und ihre Mutter das Licht löschte, ist sie auch schon eingeschlafen. Auch wir Kuscheltiere haben den Nikolaus nicht gesehen. Denn dies ist einer der Tage im Jahr, in dem wir nachts nicht aufwachen.

Als Emma erwacht, liege ich noch genauso in ihrem Arm, wie wir zusammen eingeschlafen sind. Sie klappt ihre Bettdecke an die Seite und schiebt ihre kleinen Füße aus dem Bett. Dann greift sie nach mir und geht mit mir zu ihr zu ihrer Zimmertür und öffnet sie langsam. Nun schiebt sie langsam ihren lockigen Kopf durch die Tür.

Aber wo sind denn nur die großen Stiefel ihres Vaters geblieben? Sie hatte sie doch extra gestern Abend vor ihre Tür gestellt, weil sie viel mehr Platz für Süßigkeiten bieten, als ihre eigenen kleinen Stiefel. Aber nun waren sie weg. Auf dem zweiten Blick sieht sie jedoch, dass ihre kleinen Stiefel voller Süßigkeiten, Plätzchen und Mandarinen waren. Es war so viel, dass auch einiges um ihre Stiefel drumherum lag. Sorgfältig sammelt sie alles auf. Dafür benötigt sie jedoch ihre beiden kleinen Hände und setzt mich daher neben ihre Stiefel. Dann verschwindet sie mit ihrem Schatz in ihrem Zimmer. Von meinem Platz aus kann ich hören, wie sie ihre Schatzkiste öffnet und wieder schließt. In dieser Kiste sammelt sie immer alle ihre Köstlichkeiten und nimmt sich ab und an etwas heraus.

„Ach du bist ja schon aufgestanden.“ sagt ihr Vater. „Ich wollte dich gerade wecken und anziehen. Es wird langsam Zeit für den Kindergarten.“ sagt er weiter. Emma und ihr Vater verschwinden für eine kleine Weile im Badezimmer, nachdem sie für Emma Anziehsachen aus ihrem Kleiderschrank geholt haben. Dann öffnet sich wieder die Tür und Emma kommt gewaschen, gekämmt und umgezogen auf mich zugelaufen und nimmt mich mit zum Frühstück. Nachdem Frühstück bringt ihr Vater Emma zum Kindergarten.

Am Eingang hilft Emma’s Vater ihr aus ihrem Mantel und den Schuhen und hängt alles in ihren kleinen Schrank. Emma schlüpft noch in ihre Hausschuhe. Dann umarmen sich beide zum Abschied. „Hab einen schönen Tag.“ sagt ihr Vater. „Du auch.“ antwortet Emma und greift nach mir. Zusammen gehen wir in ihre Gruppe. In der Puppenecke wartet schon Emma’s Freundin. Es dauert noch etwa bis 9 Uhr, bis alle Kinder aus ihrer Gruppe da sind. Dann gibt es ein gemeinsames Frühstück.

Gerade als die letzten Sachen wieder im Kühlschrank standen und die Tische abgewischt waren, klopft es an der Tür. Eines der Kinder flitzt zur Tür und öffnet sie. Da es die Person an der Tür jedoch nicht kennt, läuft es schnell zur Kindergärtnerin und versteckt sich hinter ihr. „Aber du musst doch nicht vor mir weglaufen.“ sagt die Person an der Tür. Die Kindergärtnerin geht zur Tür und begrüßt unseren Besuch. „Kinder, setzt euch doch bitte noch einmal alle an die Tische. Der Nikolaus ist da.“, sagt die Kindergärtnerin.

Alle Kinder sind viel leiser als sonst und setzen sich ganz brav an die Tische. „Lasst uns zur Begrüßung doch erst einmal ein Lied singen.“ schlägt die Kindergärtnerin vor und fängt gleich an zu singen „Lasst uns froh und munter sein …“. Nach und nach stimmen alle Kinder ein. Der Nikolaus hat sichtlich Freude an dem Ständchen und wippt leicht im Takt mit. Nach dem Lied deutet er auf Emma und fragt „Magst du vielleicht als erstes zu mir kommen und dir dein Geschenk abholen?“ Emma nickt stumm und umklammert mich ein wenig fester, als sonst. Dann schaut sie zur lächelnden Kindergärtnerin auf und geht dann zum Nikolaus. Der öffnet seinen Jutesack und lässt Emma hineingreifen.

Emma zieht ein kleines Jutesäckchen heraus und geht zurück zu ihrem Platz. Die anderen Kinder schauen neugierig, was sie in der Hand hat. An ihrem Platz angekommen öffnet sie das Säckchen und es kugelt ihr gleich eine Mandarine und eine Walnuss entgegen. Dann greift sie vorsichtig mit ihrer kleinen Hand hinein und zieht einen Holz-Nikolaus heraus, der seine rechte Hand vor den Bauch und seinen Daumen nach oben hält. Auf der Rückseite ist eine Sicherheitsnadel angebracht, so dass man sich den Nikolaus anstecken kann. Da Emma das noch nicht kann, geht sie zu ihrer Kindergärtnerin, die ihr gerne hilft.

Nachdem alle ihr Jutesäckchen erhalten haben und mit dem Auspacken beschäftigt sind, verabschiedet sich der Nikolaus wieder. Für alle Kinder gab es den kleinen Holz-Nikolaus zum Anstecken und jedes der Kinder trägt ihn mit Stolz an seinem Pullover. Den Rest des Tages können die Kinder noch ausgelassen spielen. Einige Kinder sind mit einer Kindergärtnerin in die Küche gegangen und backen dort Plätzchen. Emma, ihre Freundin und ein paar weitere Kinder haben sich entschlossen, mit einer anderen Kindergärtnerin Weihnachtsbilder zu basteln.

Dazu malt die Kindergärtnerin verschiedene Motive wie Engel, Tannenbäume, Glocken und andere weihnachtliche Motive auf farbigen Karton. Jedes Kind erhält eine Filzmatte und einen Pin ähnlich dem, den man in eine Korkpinnwand stecken kann. Das Kartonmotiv wird auf die Filzmatte gelegt. Anschließend pikst man mit dem Pin an der Außenkante des Motives entlang. Die Kinder haben viel Spaß dabei und ich darf bei Emma auf dem Schoß sitzen und zuschauen.

Als Emma am Nachmittag von ihrem Vater wieder abgeholt wird, zeigt sie ihm sofort ihren kleinen Nikolauspin und erzählt den ganzen Rückweg vom Besuch des Nikolauses. Zwischendurch greift sie in das Jutesäckchen und stopft sich einen Keks in den Mund. „Iss aber nicht so viel von den Keksen.“ mahnt ihr Vater, „Deine Mama hat dein Lieblingsessen gekocht und ist bestimmt traurig, wenn du nichts mehr davon essen magst.“. Emma zieht daraufhin das Jutesäckchen an dem Band zu und hält mich in der einen und das Jutesäckchen in der anderen Hand fest.