Hilfe für Bruno

Emma nippt verträumt an ihrem Kakao und nestelt an meinem Ohr. Die Wärme des Kaminfeuers verleitet eindeutig zum Träumen. Nach einer kleinen Weile fragt Hilde dann: „Emma, hast du mir nicht noch etwas mitgebracht?“ Emma zuckt kurz zusammen, da sie so in ihren Gedanken versunken ist. „Ach ja“, sagt Emma, stellt den Kakao auf den Tisch und bückt sich zu ihrem kleinen Rucksack herunter. Sie öffnet den Reißverschluss und greift nach Bruno. Als sie ihn zu greifen bekommt, zieht sie ihn heraus. Nun setzt sie mich in der Ecke des Sofas ab und springt herunter, um zu Hilde zu laufen.

„Hier“ sagt sie und streckt ihr Bruno entgegen. „Oh nein. Mein armer guter Bruno.“ sagt Hilde als sie ihn sieht. „Was ist denn mit dir passiert?“. „Das weiß ich leider auch nicht.“ antwortet Emma traurig, „Als ich morgens aufgewacht bin, hat er schon so ausgesehen.“ „Dann fragen wir ihn doch selbst?“ meint Hilde, als wäre es ganz normal. Emma schaut sie mit großen Augen an und versteht nicht so recht. „Oh“, meint Hilde darauf „das haben wir dir ja noch gar nicht gesagt.“ Hilde holt tief Luft und Emma nutzt die Chance und klettert wieder zu mir auf das Sofa. „Nachts wenn du schläfst, kann sich dein Spielzeug bewegen und passt auf dich auf. Aber wie du siehst nimmt nicht jeder diese Aufgabe ernst oder zu ernst.“ Hilde macht eine kurze Pause und Emma nickt. Sie hat verstanden.

„Außer nachts kann sich dein Spielzeug auch bei mir im Haus oder in der Nähe derjenigen bewegen und sprechen, die unsere Phantasie teilen.“ Emma überlegte kurz. Dann sagt sie „Heißt das, dass ich mich in Zukunft mit Stofflöwe, Bruno und meinem anderen Spielzeug unterhalten kann?“ fragt sie dann. „Ja, das ist richtig.“ antwortet Hilde „Dies klappt jedoch nur, sofern niemand ohne unsere Phantasie in der Nähe ist.“ „Oh, das ist ja klasse.“ freut sich Emma und drückt mich fest an sich.

„So, nun wollen wir aber wissen, was Bruno passiert ist.“ meint Hilde nun wieder mit ernsterer Stimme und schaut Bruno dabei an. Als er antworten möchte, fängt er jedoch an zu zittern und bringt kein Wort mehr heraus. Hilde drückt ihn an sich, um ihn zu beruhigen. Mit meinen beiden Vorderpfoten drücke ich mich sanft von Emma ab und drehe mich in Hildes Richtung. „Ich kann es euch erzählen, auch wenn ich nicht direkt dabei war. Aber Evi, der Plüschhase, hat mir alles erzählt.“

Hilde nickt. Also setze ich mich auf Emmas Knie, so dass mich alle sehen und mich gut hören können. „Zwei Tage, nach dem ich verloren ging, schenkte Emma’s Patenonkel ihr die Puppe Lara als Kuschel-Ersatz. Emma war jedoch so traurig, dass sie Lara wegstieß und nur Bruno zum Einschlafen in ihrer Nähe haben wollte. Dies muss Lara so getroffen haben, dass sie in dieser Nacht ihre Chance nutzte und Bruno mit einem Filzstift anmalte.“ Ich mache eine kurze Pause. Hilde löst in dieser Zeit langsam ihre Umarmung von Bruno und hält ihn mit etwas Abstand vor sich. Dann fragt sie ihn „Hat es sich so zugetragen?“ Bruno kann immer noch nichts sagen, nickt jedoch langsam zur Zustimmung.

„Oh mein armer Bruno.“ sagt Hilde erneut und drück ihn wieder an sich. „Wir bekommen das schon wieder hin.“ Dann wendet sie sich an Emma und fragt: „Emma, würdest du mir Bruno für eine Weile hier lassen, so dass ich mich um ihn kümmern kann?“ Emma ist noch ganz geschockt von meiner Erzählung und nickt daher dankbar. „Ach so, und bring mir in den nächsten Tagen doch Lara vorbei. Ich möchte gerne herausfinden, warum sie so eifersüchtig ist. Für eine Puppe ist das nämlich nicht normal.“

„Ja, das machen wir.“ sagt nun Emma’s Vater. Dann wendet er sich an Emma und sagt: „Wir sollten jetzt aber langsam nach Hause gehen. Mama und Tom warten bestimmt schon mit dem Essen auf uns.“ Emma trinkt ihren Kakao in einem großen Schluck aus. Dann greift sie nach mir und dem Rucksack und meint dann: „Ich bin fertig.“ Dann geht sie zu Hilde und Bruno zum Abschied. Zu Bruno flüstert sie noch: „Danke und gute Besserung.“

Fortsetzung folgt …