Der Weg zu Hexe Hilde, Lektion 3

„Nein, so können wir jedenfalls nicht zu Hilde gehen.“ meint Uff und schaut Rosi und mich mit scharfem prüfenden Blick an. „Ihr solltet wenigstens eine Katzenwäsche machen. Außerdem wäre es gut auch einmal durch Stofflöwes Mähne zu kämmen.“ Also stapfen Rosi und ich leicht zerknirscht in Richtung Seeufer. Nachdem wir unser Spiegelbild im Wasser erblicken, müssen wir unvermittelt lachen. „Uff hat wohl recht“, sagt Rosi und wäscht sich gleich das Gesicht. Ich eifere ihr schließlich nach. Dann frage ich: „Kannst du mir vielleicht bei meiner Mähne helfen. So wie sie aussieht schaffe ich das wohl nicht alleine“ Mein Spiegelbild zeigt mir, dass meine linke Seite wirkt, als hätte ich im Windkanal übernachtet. Die rechte Seite hingegen sieht aus, als wäre sie in einen Helm gepresst worden.

Mit vereinten Kräften kämpfen wir uns durch meine zerzauste Mähne. Auch Toni hilft mit, als er sieht, wie Rosi sich abmüht. Nach einer kleinen Weile sind wir fertig und können los. „Ich fliege vor euch her und ihr folgt mir einfach“ meint Toni ruhig aber bestimmt. Toni steigt auf in die Lüfte und fliegt von einem Baum zum nächsten voraus. Er wartet immer gerade so lange, bis Rosi und ich ihn fast erreicht haben.

So stapfen wir eine Ewigkeit durch den Wald. Der wird mal dichter, mal lichter. Dann wieder überqueren wir ein paar lichtdurchflutete Lichtungen. „Können wir nicht mal eine kurze Pause machen“ bettel ich. „Meine Pfoten schmerzen schon“. Ich halte Uff eine Pfote entgegen. „Schaffst du noch 10 Minuten?“ fragt er mit einem milden Blick. Ich nicke stumm und so stapfen wir weiter. Uff hatte recht. In nicht ganz 10 Minuten treten wir aus dem Dickicht auf eine kreisrunde Lichtung.

Das Licht auf dieser Lichtung scheint anders zu sein, als im restlichen Wald. Rosi und ich bleiben unvermittelt stehen und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Man hört, wie sich leise die Windspiele in den Baumwipfeln bewegen. Schmetterlinge und Hummeln flattern um uns herum. Meinen Augen will ich nicht trauen und reibe sie. Sehe ich etwa auch kleine Menschen mit Zipfelmützen? „Nein, Gartenzwerge sind es nicht“, nuschel ich leise in meine Mähne. „Nein, Gartenzwerge sind es nicht. Diese hier bewegen sich ja.“ höre ich es neben mir sagen. Ich schaue zu Rosi herüber und sehe, wie sie sich ebenfalls die Augen reibt.

„Los, kommt weiter“, mahnt uns Toni und flattert über unseren Köpfen hin und her. Allerdings hängt Uff nun nicht mehr vor seinem Bauch. „Wo ist Uff?“ frage ich unvermittelt. „Ach, den habe ich zwischenzeitlich schon bei Hilde abgesetzt. Er kündigt indes eurer Eintreffen an. Los, nun kommt jetzt“. Also setzen Rosi und ich unseren Weg fort. Wir gehen ganz andächtig den kleinen Steinweg hinauf zu einem etwas windschiefen Fachwerkhaus. Kurz bevor wir die Tür erreichen, fliegt diese auf. „Moin, Moin. Seit herzlich willkommen“ summt es uns in einem herrlich glockenklarem Singsang entgegen. „Ich bin Hilde, Lektion 3“. Hilde fällt uns um den Hals und drückt uns an sich.

Dieses Mal ist es Rosi, die ihre Stimme als erstes wiederfindet. „Hallo Hilde. Vielen Dank für deine Einladung und die herzliche Begrüßung. Das ist Stofflöwe und ich bin Rosi“. Hilde nickt und deutet auf die Sitzgruppe vor dem Fenster neben der Eingangstür. „Es ist so herrlich heute. Setzt euch doch.“

Fortsetzung folgt …