Ein glitzernder Bruno beim Picknick

Heute Morgen bringt Emma nicht nur mich, sondern wie verabredet, auch Lara zu Hilde. Hilde scheint uns schon zu erwarten. Sie öffnet die Haustür noch, bevor wir klingeln können. Als sie aus dem Schatten des Hauses heraustritt, sehen wir, dass Hilde sich den Zeigefinger vor den Mund hält. Wir nicken, um zu zeigen, dass wir sie verstanden haben. Hilde streckt ihre Hand in Richtung Lara und Emma übergibt sie. Emma winkt kurz und macht sich dann auf den Weg zum Kindergarten.

Die ganze Situation muss von außen betrachtet, wie aus einem Kriminalfilm wirken. Niemand sagt ein Wort, alle verständigen sich durch Kopfnicken und eine Puppe wird übergeben. Zu guter Letzt folge ich den beiden wortlos ins Haus. Im Haus weißt mir Hilde zeigend den Weg zu Bruno und Rosi. Ich nicke erneut zum Zeichen, dass ich sie verstanden habe. Während ich den gezeigten Weg einschlage, geht Hilde mit Lara in ihr Labor.

Bruno und Rosi höre ich schon vom Flur aus lachen. Ich bin sofort erleichtert. Bruno scheint wirklich nicht mitgekommen zu haben, dass wir Lara heute mitgebracht haben. Ich atme einmal tief durch und öffne dann ganz leise die Tür. Aber bei den beiden habe ich keine Chance, mich leise anzuschleichen. Sie hören einfach zu gut. So trägt es sich also zu, dass sich die beiden sofort in Richtung Tür umdrehen, sobald sie auch nur den kleinsten Spalt gebildet hat.

Als sie mich entdecken, wird ihr breites Grinsen im Gesicht noch etwas breiter. „Ah, da bist du ja endlich.“ sagt Rosi. „Wir warten schon auf dich. Dann können wir ja jetzt picknicken gehen. Außerdem will ich euch doch endlich mal meinen Bau zeigen.“ Wie eben noch an der Haustür, nicke ich wieder stumm zum Zeichen, dass ich verstanden habe. Bruno’s Lächeln verschwindet sofort. „Ist was passiert? Warum sprichst du nicht mit uns?“ fragt er besorgt und steht von seinem Stuhl auf. Ich wedle gleich mit meinen Tatzen vor mir in der Luft und sage dann: „Nein, nein, es ist nichts passiert. Ich bin nur noch etwas müde.“

Bruno’s Gesichtszüge entspannen sich ein wenig. „Wollen wir jetzt endlich los?“ fragt Rosi und schaut danach Bruno und mich im Wechsel an. „Ja, ich würde sehr gern deinen neuen Bau sehen.“ antworte ich schnell. Bevor Bruno den Picknick-Korb nehmen kann, greift Rosi schon nach dem Griff. „Da ist Honigkuchen drin. Den Korb trage besser ich.“ sagt sie dann mit einem verschmitzten Lächeln zu Bruno. Bruno muss daraufhin unvermittelt schmunzeln und zieht seine Tatze zurück.

Bei Rosi’s neuem Bau angekommen, überwältigt Bruno und mich schon der Anblick von außen. „Uiiii, ist das eine schöne Lage. Die ist ja wie gemacht für deinen Bau.“ sage ich mit offenem Mund. „Ihr müsst erst einmal den Bau von innen sehen. Die Heinzel-Möhren sind wirklich Meister der Handwerkskunst.“ antwortet Rosi stolz und öffnet dabei die Haustür. Dann tritt sie zur Seite und sagt: „Tretet doch ein. Fühlt euch ganz wie zu Hause.“ Bruno und ich lassen uns das nicht zwei Mal sagen und treten in den Bau.

Wir sehen ein gemütliches Wohnzimmer mit kleiner Küche und Ess-Ecke. „Man fühlt sich gleich wie zu Hause.“ sagt Bruno, als er sich umschaut. Vom Wohnzimmer aus gelangt man in die anderen Räume. Diese sind ebenfalls alle geschmackvoll und gemütlich eingerichtet. „Ja, du hast wirklich recht. Die Heinzel-Möhren haben eine super Arbeit geleistet.“ sage ich voller Bewunderung. „Kein Vergleich zu deinem alten Bau.“ „Ja, da hast du wohl recht. So gut hätte ich das nie hinbekommen.“ antwortet Rosi.

„Wollen wir uns vielleicht zum Picknick draußen in die Sonne setzen?“ fragt Bruno. „Ja, das ist eine prima Idee.“ sagt Rosi und greift nach dem Picknick-Korb. Direkt vor Rosi’s Bau finden wir ein geeignetes Plätzchen. An dem kleinen Bachlauf steht eine große Trauerbirke. Hier breiten wir die Picknick-Decke aus. „Oh schaut mal.“ sagt Rosi „Die Heinzel-Möhren aus der Küche haben uns sogar eine große Thermoskanne mit warmen Kakao eingepackt.“ Sie reicht Bruno die Thermoskanne herüber. Während er sie aufschraubt, nehme ich die drei Becker und halte sie ihm hin.

Rosi und ich halten die Luft an, als Bruno seine Tatze mit der Thermoskanne in Richtung der Becher bewegt und dabei einige Sonnenstrahlen auf sein Plüsch fallen. „Seht ihr das auch?“ frage ich ganz verwundert. „Ja, Bruno glitzert.“ stottert Rosi. Bruno hingegen sagt ganz gelassen: „Ach so das. Ja, seitdem ich in Hilde’s Tinktur bade, glitzert mein Plüsch, sobald die Sonne darauf fällt.“ „Und das sagst du uns erst jetzt? Was sagt denn Hilde dazu?“ frage ich sofort. „Ach, ich habe Hilde noch nicht danach fragen können. Es geht mir ja auch gut. Ich glitzer halt ab und an mal.“ meint Bruno dann ganz entspannt.

Rosi und ich können es nicht fassen und starren uns an. „Wir müssen Hilde sofort fragen.“ sage ich dann, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden habe. Rosi nickt nur stumm. Sie ringt wohl immer noch um Fassung. „Aber erst mal wollen wir unser Picknick genießen.
Wir können Hilde dann immer noch fragen.“ meint Bruno. „Ich hätte jetzt gerne ein Stück Honigkuchen.“ sagt er dann schmunzelnd zu Rosi.

Fortsetzung folgt …