Toni ist schon recht früh wach. Als er die Augen öffnet, sieht er, dass Hilde beim Lesen eingeschlafen ist. Das Buch ist ihr auf die Knie gerutscht und ihr linker Arm hängt baumelnd über der Lehne. Den rechten Arm hat sie im Schoß in der Nähe des Buches liegen. Er weiß, dass sie die letzten Nächte, aus Sorge um ihn, wenig geschlafen hat. Also reckt und streckt er sich, so leise er kann. Sie soll noch ein bisschen schlafen.
Was er immer noch nicht versteht ist, warum sie sich auch große Sorgen um den Tontopf neben ihn macht. Was da nur drin ist, fragt er sich schon die ganze Zeit. Und warum reagiert es nicht auf sein Anklopfen? Toni will es heute noch einmal versuchen. Also reckt er seinen kleinen Hals soweit vor, wie er nur kann. Dann pickt er vorsichtig an den Tontopf.
Er lauscht. Und wieder ist nichts zu hören. Vielleicht schläft das da drin ja auch noch, denkt er sich. Also noch einmal. Toni reckt den Kopf wieder vor und pickt dieses Mal etwas fester. Er denkt schon, dass es wieder keinen Effekt hat. Aber dieses Mal traut er seinen Augen nicht. Der Tontopf hat gewackelt. Ganz wenig. Aber er hat doch gewackelt – oder?
Nur um ganz sicher zu gehen, reckt Toni den Kopf noch einmal vor und pickt erneut an den Tontopf. Und ja, dieses Mal ist das Wackeln deutlich zu sehen. Dann sieht er, wie sich langsam etwas grünes oben aus der Erde zu schieben scheint. Allerdings bekommt er es jetzt etwas mit der Angst zu tun. Wer weiß, was da drin ist.
In seiner Not fängt er ganz leise an zu piepen. Je mehr er von dem Grün sehen kann, desto lauter wird sein Piepen. Hilde muss doch irgendwann wach werden. Sie kann doch nicht so tief und fest schlafen. Dann wirklich, Hilde wacht auf und schaut ihn an. „Ach du bist schon wach, kleiner Uhu. Und du scheinst schon wieder Hunger zu haben.“ sagt sie dann zu ihm und lächelt ihn an. Toni hat jetzt allerdings überhaupt keinen Kopf, um ans Essen zu denken. Anstatt zu antworten, reckt er seinen Hals erneut Richtung Tontopf.
Hilde folgt ihm mit ihrem Blick. Dann reißt sie die Augen weit auf und klatscht aufgeregt in die Hände. „Oh wie schön, der Heinzel-Möhren-Spross scheint es ja auch geschafft zu haben.“ Ganz vorsichtig nimmt sie den Tontopf in ihre Hände und setzt sich wieder in ihren Schaukelstuhl. Dann entfernt sie ganz langsam die Erde um das zarte Grün. Und zum Vorschein kommt die nächste Farbe: Orange.
Dann stellt sie den Tontopf wieder neben Toni und sagt zu ihm: „Hab doch weiterhin ein Auge auf ihn. Er wird noch ein paar Tage brauchen, dann können wir ihn aus der Erde holen. Aber jetzt hole ich uns beiden erst einmal etwas zum Frühstück.“ Als Hilde sich umdreht und in Richtung der Küche geht, lässt sie einen verdutzten Toni zurück. Wer ist „ER“ denkt er sich.
Lesetipps:
- Wie wurden Uff und Toni beste Freunde? – Teil 1 – zum Artikel
- Wie wurden Uff und Toni beste Freunde? – Teil 2 – zum Artikel
- Wie wurden Uff und Toni beste Freunde? – Teil 4 – zum Artikel