Ich geh‘ mit meiner Laterne

Heute morgen will Tom Emma wecken und öffnet leise die Tür. „Du bist ja schon aufgestanden“ sagt er ganz überrascht, als er ins Zimmer tritt. Emma und ich sitzen auf dem Fußboden inmitten von Süßigkeiten. „Ja“ sagt Emma stolz, „ich sortiere die Süßigkeiten, die ich auf der Halloween-Party gewonnen habe. Möchtest du auch etwas abhaben?“ Tom kniet sich zu Emma und mir und sondiert das Angebot. Dann wendet er sich dem Berg mit den Gummitierchen zu und stopft sich eines davon in den Mund. „Am Wochenende findet doch der große Martins-Umzug statt und du hast noch gar keine Laterne. Wollen wir heute zusammen eine basteln?“ fragt er dann, als er das Gummitierchen weggemümmelt hatte. „Au ja“ ruft Emma begeistert. „Prima“ antwortet Tom, „dann lass uns deine Schätze in deine Truhe stecken, dich anziehen und dann frühstücken wir. Danach können wir uns gleich an die Arbeit machen.“

Emma legt mich auf ihr Bett und zeigt Tom, welche Hose, T-Shirt und Pulli sie heute anziehen mag. „Und die bunten Socken mit den Punkten bitte noch“ sagt Emma und hüpft zu mir auf das Bett. Tom hilft Emma ein wenig, da wo es noch nicht so klappen will. Socken können sich ja so heftig wehren, wenn sie über die Hacke gezogen werden sollen. Aber Tom und Emma schaffen es und können zum Frühstück gehen. Am Tisch sitzen schon ihre Eltern. „Guten Morgen mein Schatz“ begrüßt sie ihr Papa und drückt sie. „Was möchtest du denn heute auf deinem Brot haben?“ fragt Emma’s Mutter. „Kirschmarmelade, bitte“ antwortet Emma und hält ihre Einhorn-Tasse Richtung Tom. „Kannst du mir bitte Kakao eingießen?“ fragt sie dann.

„Ich habe euch schon alles zum Basteln herausgesucht.“ sagt die Mutter und deutet auf einen Stapel buntes Papier, Schere, Kleber und viele andere Dinge, die auf dem freien Platz auf der Bank liegen. Tom hebt kurz das Papier an und lässt seinen Blick schweifen. „Prima, es ist ja schon alles da, was wir für die Laterne brauchen“ sagt er dann. „Weißt du denn schon, wie deine Laterne aussehen soll?“ fragt der Vater und wendet sich an Emma. „Na klar“, antwortet Emma, „es soll ein Löwenkopf werden.“ Im gleichen Moment stellt sie ihre Einhorn-Tasse ab und hält mich in die Luft. Nun müssen alle lachen. Nachdem alle fertig gegessen haben, räumen Vater und Mutter den Tisch ab und Tom breitet das Bastel-Material auf dem Tisch aus.

„Was hältst du davon, wenn ich den Löwenkopf auf da Papier aufmale und du schon einmal das Butterbrotpapier bunt anmalst? Mama kann es dann bügeln, damit die Farben schön verlaufen. Dann leuchtet deine Laterne ganz bunt.“ fragt Tom Emma. „Ja, das ist eine prima Idee. Kannst du mir das Butterbrotpapier und die Wachsmalstifte geben, bitte.“ antwortet Emma. Im Gegenzug reicht sie mich an Tom. „Dann wollen wir deinen Stofflöwen mal gut hinsetzen, damit ich den Kopf auch nachmalen kann.“ schmunzelt Tom. Beide gehen konzentriert an ihre Arbeit. „Ich habe euch noch einen Kakao gemacht und Kekse.“ sagt die Mutter, als sie aus der Küche kommt. „Und ich habe das Laternen-Lied für den Umzug herausgesucht. Emma kennt es ja noch gar nicht. Ihr könnt es dann schon einmal ein bisschen üben. Damit es nicht zu langweilig wird, wird auch die Geschichte von Sankt Martin erzählt.“

„Mama, ich bin fertig mit malen“ sagt Emma nach einer Weile. „Gut, dann wollen wir dein Kunstwerk bügeln“ antwortet ihre Mutter. Als Emma und ihre Mutter zurückkehren, sagt Tom: „Ihr seit genau richtig. Ich habe jetzt auch alle notwendigen Löcher ausgeschnitten.“ „Uuuuuiii“ sagt Emma, als Tom sein Werk in Richtung der Fenster hält. „Willst du den Kleber auftragen?“ fragt Tom Emma. „Oh ja, bitte.“ antwortet Emma und klettert zu Tom auf die Sitzbank. Vorsichtig tragen sie den Kleber auf und legen dann behutsam das bunte Butterbrotpapier auf die Klebestellen. „So, jetzt müssen wir nur noch etwas Form in die ganze Sache bringen.“ sagt Tom mit prüfenden Blick. „Gib mir doch bitte einmal den Papierstreifen dort“ sagt er zu Emma „den kleben wir hier an die eine Seite und heften dann das Gegenstück hier an.“ „Ui, ui, ui“ sagt Emma ganz aufgeregt neben Tom.

Es dauert gar nicht lange und Tom stellt das Kunstwerk aufrecht hin. „So siehst du, auf der einen Seite hast du das Löwengesicht und auf der anderen Seite ist die Löwenmähne zu sehen. Und alles leuchtet ganz bunt, dank deines Butterbrotpapiers.“ „Na, da bin ich ja rechtzeitig da“ sagt der Vater, als er ins Esszimmer tritt. „Was ist denn das für ein lustiger Stab mir Birnchen an der Schnur?“ fragt Emma, als ihr Vater den Stab an Tom gibt. „Sieh mal, wir befestigen deine Laterne an dem Stab und lassen das Birnchen in der Laterne baumeln. Hier unten am Stab ist ein Schalter, da kannst du das Licht anstellen … und schon leuchtet deine Laterne.“

Emma kann gar nichts sagen, so schön ist ihre Laterne. Sie umarmt dafür ihren Bruder und drückt ihn. Dann nimmt sie mich und zeigt mir ihre Laterne und sagt: „Schau mal wie schön die Laterne geworden ist und hast Modell gestanden.“ „He he und sicher ist deine Laterne auch. Mit dem elektrischen Birnchen kann deine Laterne nicht brennen.“ antwortet ihr Vater stolz. Emma steht nun auf und geht andächtig mit ihrer Laterne in der einen Hand und mich fest an sich gedrückt um den Tisch und fängt an zu singen „Ich geh‘ mit meiner Laterne …“. Die restliche Familie muss bei diesem Anblick schmunzeln, stimmt dann aber mit ein  „… und meine Laterne mit mir …“.

Fortsetzung folgt …