Lara und das Böse in ihr

Da Bruno’s Garten noch nicht fertig ist, gehen wir zurück zu Hilde’s Haus. Hier lassen wir uns auf die gemütlichen Sitzmöbel im Garten fallen und rutschen einer nach dem anderen in eine gemütliche Pose. Wie aus einem Munde entfährt dann allen ein gemütliches „Ahhhhhhhhhhh…“ Darauf hin schauen wir uns kurz an und lachen ausgelassen.

„Was ist denn hier so lustig?“ Kaum haben wir die Frage gehört, stockt uns unser Lachen und wir drehen uns in Richtung des Hauses um. In der Tür steht Ferdinand und grinst über sein ganzes Gesicht. Unser Anblick muss so köstlich sein, dass er nun lauthals anfängt zu lachen und sich den Bauch halten muss. „Ach Ferdinand, du bist es nur.“ sagt Rosi, als sie sich gesammelt hat. Der Schreck sitzt ihr merklich in den Knochen.

„Ferdiiiiiinaaaaand“ rufe ich hingegen, stehe auf und falle ihm um den Hals. „Wir haben uns aber lange nicht mehr gesehen“. „Ja, das stimmt. Ich war eine kleine große Weile für eine Foto-Dokumentation unterwegs.“ Bevor wir weiter fragen können, stehen Hilde und Emma’s Vater in der Tür. „Ah, schön, dass ihr alle hier zusammen sitzt.“ sagt Hilde. „Ferdinand, Stofflöwe, sucht euch doch auch einen Platz. Ich habe ein paar Neuigkeiten für euch.“ fährt Hilde fort.

Ferdinand und ich setzen uns zusammen auf die Bank. Emma’s Vater hebt Emma aus ihrem Stuhl hoch und setzt sich mit ihr auf dem Schoß zusammen in den Stuhl. Emma kuschelt sich sofort an ihn. Hilde bleibt indes stehen und räuspert sich. Dann wendet sie sich an Bruno und beginnt: „Wir haben Neuigkeiten von Lara. Wir wissen nun, was der Auslöser dafür war, dass sie dich mit den Filzstiften angemalt hat.“

Bruno nickt und lächelt ein wenig. Dann sagt er: „Ich wollte dich sowieso schon fragen, wie es hier jetzt geht.“ Er macht eine kurze Pause und schaut auf den Boden. „Aber ich habe mich nicht so recht getraut.“ murmelt er dann. Ich nehme meine Plüsch-Pfote und lege sie auf seine. Daraufhin hebt Bruno seinen Kopf und lächelt mich dankbar an. Sein Anblick versetzt mir allerdings einen kleinen Stich in mein Herz. Ich sehe genau, wie nah es Bruno immer noch geht und das er mit den Tränen kämpft.

Auch Hilde merkt, dass Bruno mit sich kämpft und lächelt mich dankbar an. Dann fährt sie fort: „Es sind gute Neuigkeiten.“ Hilde macht eine kurze Pause und sagt dann: „Ich habe sie mir genau angesehen. Da ich äußerlich keine Auslöser entdecken konnte, habe ihr mir auch ihre Füllung angesehen. Um es kurz zu sagen: Bei ihrer Füllung muss damals ein Metallspan von einer Maschine mit in die Füllwatte gelangt sein. Dieser Metallspan rutschte unglücklicherweise in die Nähe ihres Stoffherzens. Dort konnte er sich dann langsam über die Zeit immer weiter in ihr Stoffherz bohren und so mit der Zeit pö a pö für ihre Boshaftigkeit sorgen.“

Niemand kann etwas darauf sagen. Da ich Bruno’s Tatze immer noch festhalte, merke ich, dass er zittert. Rosi schluckt mehrfach hintereinander, als würde sie versuchen ihre Tränen herunterzuschlucken. Emma ist die erste, die dann etwas fragen kann. „Konntest du den Metallspan entfernen? Und wie geht es Lara jetzt?“

Hilde nickt. „Ja, den Metallspan konnte ich entfernen und Lara geht es wieder gut. Nach ein paar Tagen ist ihre Boshaftigkeit auch komplett verschwunden und sie hat sich prima erholt. Ihr Wesen hat sich dadurch wieder geändert und sie ist ebenso nett, wie ihr.“ „Und wo ist sie jetzt?“ frage ich.

„Als es ihr wieder gut ging, musste ich ihr erzählen, was zwischenzeitlich passiert ist.“ fährt Hilde fort. „Lara war von sich selbst geschockt und konnte sich nicht erklären, wie es dazu kam. Ihr fehlen gänzlich die Erinnerungen an diese Zeit. Das Letzte, an das sie sich erinnern kann ist, dass sie im Spielzeuggeschäft im Regal saß.“ „Und weiter?“ fragt nun Bruno mit fester Stimme.

„Sie hat ein ganz schlechtes Gewissen und es tut ihr unendlich Leid, was sie dir angetan hat.“ antwortet Hilde. „Und warum entschuldigt sie sich dann nicht einfach?“ fragt Rosi ganz trocken. „Ja, dass könnte sie.“ sagt Hilde und schaut Rosi an. „Aber sie muss das auch alles erst einmal verarbeiten. Genau wie Bruno auch. Im Grunde trifft auch sie keine Schuld. Es liegt einzig an einem Zusammenspiel unglücklicher Ursachen.“

Rosi scheint mit der Antwort nicht richtig zufrieden zu sein und knurrt leicht. Da meldet sich Bruno zu Wort: „Lass gut sein Rosi. Hilde hat schon Recht. Auch Lara ist ein Opfer, genauso wie ich. Sie hat es sich ja nicht ausgesucht, dass der Metallspan in ihr Stoffherz piekt.“ „Ich bin froh, dass du es so siehst, Bruno.“ antwortet Hilde darauf. „Und jetzt?“ frage ich. „Wo ist Lara jetzt?“

„Lara ist bei meinem großen Bruder Hilbert, Lektion 7. Er lebt in dem Wald östlich von hier und übernimmt dort die gleichen Aufgaben, wie ich hier.“ beantwortet Hilde meine Frage. „Dort hat sie sich auch schon prima eingelebt.“ meldet Ferdinand sich nun zu Wort. Verwundert schauen wir ihn nun alle an. „Ach so. Ich bin mit ihr dorthin geflogen und habe sie eine Weile begleitet. Sie kümmert sich dort um den Heinzel-Gurken-Nachwuchs und bildet ihn mit aus.“

„Du hast doch Fotos gemacht, Ferdinand.“ sagt Hilde und Ferdinand nickt. „Hol‘ sie doch einmal, damit wir sie uns anschauen können. Die Heinzel-Möhren bringen uns sicherlich auch ein wenig warmen Kakao dazu.“ meint Hilde weiter. „Und Honigkuchen.“ fügt Rosi noch hinzu.

Fortsetzung folgt …