Da es schon dunkel wird, machen sich Rosi, Toni, Uff und Ferdinand auf den Rückweg. Emma wird mich gleich bestimmt von der Wäscheleine holen. Die vier sind auch noch gar nicht lange weg, da öffnet sich auch schon Terrassentür. Emma und ihr Papa treten aus dem Haus heraus und kommen auf mich zu.
„Na Emma, freust dich schon heute Abend? Heute kannst du wieder mit deinem Stofflöwen einschlafen.“ fragt ihr Papa während er mich von der Leine hebt. Emma nimmt mich gleich in Empfang und drück mir ihre kleine Nase in die Seite. Dann holt sie tief Luft. „Ja, und wie gut es jetzt riecht“ antwortet Emma voller Freude. Dann gähnt sie ganz unwillkürlich. „Komm wieder mit rein. Es geht jetzt ab ins Bett.“ sagt ihr Papa daraufhin. Emma nickt nur noch. Heute protestiert sie nicht. Der Tag war einfach zu aufregend. Außerdem ist Stofflöwe ja wieder da.
Emma’s Papa hilft ihr den Schlafanzug anzuziehen. Anschließend gehen sie zum Zähneputzen ins Badezimmer. Zurück in Emma’s Zimmer klettert sie in ihr kleines Bettchen und zieht mich ganz dicht an sich heran. Ihr Papa deckt sie zu und drückt ihr einen dicken Kuss auf die Stirn. In diesem Moment schaut auch ihre Mutter ins Zimmer und drückt ihr ebenfalls einen dicken Kuss auf gleiche Stelle. Dann streicht sie Emma übers Haar und sagt „Gute Nacht meine Kleine. Schlaf schön und träume von spannenden Abenteuern mit deinem Stofflöwen.“ Während sie das sagt, sind Emma auch schon die Augen zugefallen und sie atmet ganz ruhig und regelmäßig.
Als Emma’s Eltern das Zimmer verlassen, erhellt nur das kleine Nachtlicht an der Tür den Raum. Nach einer kleinen Weile beugt sich der Plüschbär an Emma’s Kopfende nach vorne und horcht. „Sie ist eingeschlafen sagt er. Ihr könnt euch nun bewegen.“, sagt er dann. Nun fangen alle Kuscheltiere im Zimmer an sich rekeln und zu strecken. Nach und nach finden sich kleine Grüppchen zusammen und man hört sie tuscheln.
Vorsichtig krieche ich aus Emma’s Umarmung. Als ich mich aufgerichtet habe, steht der Plüschbär vor mir. „Schön, dass du wieder da bist.“ brummt er und drückt mich fest in seine Arme. „Bruno, ich dachte schon, ich würde euch nie wieder sehen. Ich habe euch ja so viel zu erzählen.“ antworte ich. Wir lösen unsere Umarmung, um uns anzusehen. Erst jetzt sehe ich in dem Licht, dass Bruno gar nicht mehr nur schön braun ist. Nein jetzt trägt er auch bunte Streifen im Fell. Ob das wirklich so gewollt ist denke ich so für mich. Er ist doch gar nicht der Typ für so etwas.
Bruno schaut bedrückt auf das Bettlaken herab. „Was ist denn mit dir passiert? Warum bist du so bunt?“ frage ich ihn entsetzt. Ohne ein weiteres Wort schaue ich auf Emma. Nein, dass kann ich mir nicht vorstellen. Emma würde keines ihrer Kuscheltiere anmalen. Nein, dass kann einfach nicht sein. „Nein, Stofflöwe. Emma war es nicht.“ brummt Bruno, als könnte er meine Gedanken lesen. „Es war Lara. Sie ist eifersüchtig, dass Emma mit mir gekuschelt hat anstatt mit ihr, als du weg warst.“
Ich bin entsetzt und kann gar nichts sagen. „Es ist gleich in der zweiten Nacht passiert, als du weg warst.“ erzählt Bruno weiter. Emma’s Eltern haben wirklich alles versucht, um sie zu trösten und haben mich ihr an diesem Abend zum Einschlafen in den Arm gelegt. Am Nachmittag war Emma’s Patenonkel da und hat ihr Lara als Ersatz mitgebracht.“ Bruno schaut erneut auf das Bettlaken und schüttelt leicht den Kopf. „Er hat es gut gemeint. Aber Emma spielt doch nicht mit Puppen. Naja, auf jeden Fall hatte Lara nun gedacht, sie könne deinen Platz einnehmen. Aber es lief dann alles ganz anders.“
Bruno stockt und ich nehme ihn in den Arm. Nun kommt auch Evi, ein Plüschhase, auf das Bett gehoppelt und umarmt uns beide. „An dem Abend kletterte Emma wieder weinend in ihr Bettchen. Ihre Eltern wollten ihr nun Lara zum Einschlafen geben. Aber Emma stieß sie weg und sagte dann auch noch voller Zorn, dass sie die blöde Puppe nicht wolle. Daraufhin legen Emma’s Eltern Lara in das Regal und gaben ihr wieder Bruno.“ erzählt nun Evi weiter.
In meinem Arm merke ich nun, wie der sonst so starke Bruno anfängt zu zittern. Ich streiche ihm langsam über den Rücken und höre Evi mit offenem Mund weiter zu. „Naja und dann ist es passiert. Als Bruno uns sagte, dass Emma tief und fest schläft und wir uns bewegen können, kletterte Lara auf das Bett. Sie trat auf Bruno zu und zog plötzlich einen Filzstift aus den Rüschen ihres Kleides. Damit bemalte sie den ganz erschrockenen Bruno. Es dauerte leider zu lang, bis wir alle bei ihm waren und Lara von ihm wegziehen konnten.“ Jetzt muss auch Evi eine kleine Pause machen.
Sie atmet tief ein und sagt dann: „Na, das Ergebnis siehst du ja jetzt. Und du kannst dir vorstellen, was am nächsten Morgen los war, als Emma’s Mutter Bruno so vorfand. Emma wusste natürlich nicht, was passiert ist. Da Emma aber schon so traurig wegen deines Verlustes war, nahm ihre Mutter Bruno mit und versuchte alles, um die Farbe zu entfernen. Wie du siehst leider erfolglos.“
„Und wo ist Lara jetzt?“ frage ich Evi und schaue mich im Zimmer um. „Wir hatten sie für den Rest der Nacht an den Fuß von Emma’s Bett gebunden. Die Indianer und Cowboys haben sie dann bewacht. Am Morgen nahm Emma sie dann von dort und stopfte sie in die Kiste mit den Dingen, mit denen sie nicht mehr spielt.“ erklärt Evi „Ja, das ist wohl gerecht. Mit der nächsten Kuscheltierspende hat sie dann die Chance Gutes zu tun, da wo sie hinkommt.“ sage ich noch ganz in Gedanken vor mich hin. Bruno lehnt immer noch an meiner Schulter und schluchzt ganz leise.
Fortsetzung folgt …